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Geschichte


Geschichtliches

Zwischen dem Nordwestrand des Hildesheimer Waldes und dem Leinetal liegt zwischen Feldern, sanften Hügeln und abseits vielbefahrener Verkehrswege der geschichtsträchtige Ort Haus Escherde. Das heutige Erscheinungsbild dieses kleinen Ortes entwickelte sich erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Sein Ursprungsort war vielmehr ein Klosterdorf, dessen Geschichte wesentlich weiter zurückverfolgt werden kann.

Der Name Escherde geht vermutlich auf das altsächsische Hesschehiriti mit der Deutung „Feld des Herrn“ oder „Herrenfeld“ zurück. Unter Escherte findet ein Ort 1144 urkundliche Erwähnung, der schon damals an der alten Heerstraße, der heutigen B1, nach Hildesheim lag und heute mit dem Namen Groß-Escherde zur Gemeinde Nordstemmen gehört. Hier gründete Lippold von Escherde ein Benediktinerinnen-Kloster, was 1203 durch den Bischof von Hildesheim urkundlich bestätigt wird.

Im Jahre 1236 wird das Kloster in das nahe gelegene und schon um 800 n. Chr. entstandene Bovingehusen verlegt. Bovingehusen erhält zunächst ebenfalls den Namen Escherde und wird später und noch bis heute Haus Escherde genannt.

Von diesem alten Klosterdorf ist heute nichts mehr zu sehen. Aus Quellen ist aber zu schließen, dass innerhalb des Klosterkomplexes eine Kirche, Wohngebäude der Nonnen, Wohnungen für das Wirtschaftspersonal, eine Scheune, Ställe für Schafe, Schweine, Kühe und Pferde sowie eine Försterei standen. Außerhalb der Klostermauern, die den Klosterkomplex umschlossen, gab es eine Mühle und Unterkünfte für pensioniertes Wirtschaftspersonal.  

Das Ortswappen von Haus Escherde geht auf das Wappen der Familie des Klostergründers Lippold von Escherde zurück. Seine Nachkommen hatten vermutlich das Schlüsselamt über den Alten Markt in Hildesheim inne – in ihrem Wappen führten sie zwei gegeneinander gekehrte Schlüssel. Dieses Wappen hatte das Kloster Escherde in der zweiten Hälfte des 17. Jh. übernommen und ist in dieser und auch in einer zweiten Darstellungsvariante, bei der ein dreiblättriges Kleeblatt in der Mitte über den Schlüsseln steht, bis heute an den Klostergebäuden zu finden. Das 1939 neu geschaffene Ortswappen zeigt daher im silbernen Schild zwischen zwei aufgerichteten roten Schlüsseln mit abgewendeten Bärten ein über die Schlüssel hinausragendes dreiblättriges grünes Kleeblatt. In ihrer Wappenbegründung sehen die Bewohner Haus Escherdes die Schlüssel als Symbol der Eigenständigkeit und der Verantwortung für ihre Verwaltung, das Kleeblatt hingegen steht für ein glückliches Gemeinwesen.

Das ursprünglich zum Fürstbistum Hildesheim gehörende Kloster kam infolge der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 zum Herzogtum Calenberg. Die als Reformationsfürstin bekannte Elisabeth von Calenberg setzte im Jahre 1542 auch für das Kloster in Haus Escherde die lutherische Lehre durch und wandelte es in ein evangelisches Damenstift um. Danach wechselten die Konfessionen insbesondere während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges mehrfach.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verließen die Stiftsdamen Haus Escherde. 1641 brannten kaiserliche Truppen das verlassene Kloster nieder. Nach der Wiedereingliederung in das Bistum Hildesheim kehrten Benediktinerinnen nach Haus Escherde zurück. Weihbischof Adam Adami, der maßgeblich an der Gestaltung des Westfälischen Friedens mitwirkte, brachte das hoch verschuldete Kloster ab 1653 zu neuer wirtschaftlicher Blüte, im Jahre 1680 wurde mit dem Neubau der gesamten Klosteranlage begonnen. Von den mittelalterlichen Gebäuden blieb nichts erhalten. Lediglich eine perspektivische Übersicht vermittelt einen Eindruck von der ursprünglichen Klosteranlage, die allerdings nie so vollendet wurde, wie in der Zeichnung dargestellt.

Die mit dem Neubau entstandenen Klostergebäude sind bis heute erhalten geblieben. Das Kloster umschließt noch immer eine große Bruchsteinmauer. Außerhalb des Klostergeländes entstanden drei Mühlen, ein Klosterkrug und ein Arbeiterhaus.

Zur Zeit des von Napoleon geschaffenen Königreiches Westfalen wurde das Kloster Haus Escherde aufgelöst und 1811 an den Grafen von Merfeldt verkauft, der es aber schon 1837 an das Königshaus Hannover weiterverkaufte. Seitdem ist Haus Escherde Staatsdomäne, ihr landwirtschaftlicher Betrieb liegt bis heute in den Händen eines Domänepächters.

Mit dem nahe gelegenen Betheln ist Haus Escherde schon seit Jahrhunderten verbunden, denn ab 1296 erhielt das Kloster das Patronatsecht über die Kirche in Betheln, welches bis 1803 bestehen blieb. Diese Verbundenheit kommt noch heute in vielen gemeinsamen Aktivitäten zum Tragen und findet Ausdruck im gemeinschaftlich von Haus Escherde, Betheln und Eddinghausen gegründeten Verein für Dorfpflege, der unter www.dorf-betheln.de eine sehr informative Website betreibt.

Anders als Groß Escherde wurde Haus Escherde 1974 in die Gemeinde Betheln eingegliedert, Betheln wiederum 2016 mit vier anderen Gemeinden nach Gronau (Leine) eingemeindet. Im selben Jahr schlossen sich Gronau und die Samtgemeinde Duingen außerdem zur Samtgemeinde Leinebergland zusammen.

Seine Abgeschiedenheit hat sich Haus Escherde bis heute bewahrt. Den nur wenige Häuser zählenden Ort bewohnen etwa 60 Menschen. Man erreicht die kleine, von Feldern umgebene Siedlung mit dem PKW von der L480 aus über die Gronauer Straße und von Betheln aus über den Südbrink. Beide Straßen enden an der alten Klostermauer. Danach beginnt der Hildesheimer Wald, durch den man den Ort zu Fuß und mit dem Fahrrad von Hildesheim/Sorsum aus erreichen kann.


Historische Baulichkeiten

Domäne Haus Escherde (ehemaliges Kloster)

Zu finden: An der Klostermauer

Der Klosterstiftung von Haus Escherde im Jahre 1203 war ein Streit Lippolds I., Ritter eines niedersächsischen Adelsgeschlechts und einer der führenden Ministerialen des Bistums Hildesheim, mit seinem Bischof vorausgegangen. Dies führte dazu, dass Lippold durch den Papst in den Bann gelegt, d.h. aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Um diesem Bann zu entgehen und nicht nur Zeit seines Lebens, sondern auch nach seinem Tode seines Seelenheils sicher zu sein, stiftete Lippold ein Benediktinerinnen-Kloster im heutigen Groß Escherde. Die Klostergründung wird in einer Stiftungsurkunde durch Bischof Hartbert (1199-1216) bestätigt.

Im Rahmen der 800-Jahr-Feier des Klosters erläuterte Bethelns ehemaliger Pastor Klaus Depping dessen Gründungsgeschichte. Nonnenklöster hatten damals eine besondere Funktion. Sie waren nicht nur eine Stätte geistlicher Besinnung in der Abgeschiedenheit von der Welt. Die Nonnenklöster waren Versorgungsstätten für adelige Frauen, die nicht zur Heirat kamen ... Darüber hinaus fanden hier auch verwitwete Adelsfrauen Unterkunft. Vermutlich war es in erster Linie der einheimische niedere Adel, der Frauen nach Escherde schickte. Die in das Kloster eintretenden Frauen brachten eine Mitgift meist in Form von Ländereien mit, durch die sich die Besitztümer des Klosters vergrößerten.

Nur 30 Jahre nach seiner Gründung wird das an der viel frequentierten Handelsstraße gelegenen Kloster ins nahe und abgeschiedene Bovingehusen verlegt. Der Grund dafür dürfte die Zunahme des Handelsverkehrs auf der Landstraße nach Hildesheim gewesen sein. Die Welt kam zu nahe. Lebensprinzip war die Abgeschiedenheit. Man suchte die Waldeinsamkeit.

Für die Vermögensverwaltung des Klosters war ein Vogt zuständig, an der Spitze des Konventes eine Priorin sowie ihre Stellvertreterin. Außerdem werden eine Kellnerin, eine Fensterfrau und eine Kämmerin erwähnt. Für den Betrieb der außerklösterlichen Geschäfte wie der Brauerei und der Mühlen waren Laienbrüder verantwortlich.

Der mehrfache Konfessionswechsel, beginnend mit der Einführung der Reformation im Jahre 1543 durch Elisabeth von Calenberg und Antonius Corvinus bis zur Wiedereingliederung in das Bistum Hildesheim 100 Jahre später, hatte natürlich auch auf das Leben der Klostergemeinschaft großen Einfluss. Zusätzlich zur Verunsicherung in religiösen Grundfragen nahm das Kloster auch in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht Schaden.

Erst ab 1653 konnte sich das Kloster mit Unterstützung des als Probst eingesetzten Weihbischofs Adam Adami von seiner Schuldenlast befreien. Dieser vermachte dem Kloster außerdem sein gesamtes privates Vermögen und wurde von den Ordensschwestern seitdem als zweiter Stifter geehrt. Das im Dreißigjährigen Krieg vom Konvent verlassene und 1641 abgebrannte Kloster konnte daher ab 1680 bis zum Ende des 18. Jh. neu aufgebaut werden und ist in dieser Form bis heute erhalten geblieben. Die folgende alte Karte zeigt eine Übersicht der Klosteranlage, die jedoch so wie hier dargestellt nicht vollständig realisiert wurde.

1810 wurde das Kloster Haus Escherde im Rahmen der Säkularisation aufgelöst und kam in die Hände des Grafen Paul von Merfeldt, der bei den Bewohnern des Dorfes sehr beliebt war. Er sorgte dafür, dass in der Klosterkirche weiterhin Gottesdienste gefeiert werden konnten, verhinderte die Schließung der katholischen Schule im Klosterhof und unterstützte den Unterricht durch die Finanzierung von Lehrmitteln, Kleidung und Schulspeisung.

(Fotos von Haus Escherde, entstanden in den 1950er Jahren)

1837 verkaufte von Merfeldt das Kloster an den König von Hannover. Seitdem werden die Klostergebäude als Staatsdomäne verpachtet und landwirtschaftlich genutzt. Die Familie des zurzeit verantwortlichen Pächters Jobst Werner bewirtschaftet die Domäne Haus Escherde bereits in dritter Generation.

Eine Besichtigung der ehemaligen Klosteranlage ist heute nicht möglich, nachfolgende Beschreibungen und Bilder können aber einen Eindruck von diesem geschichtsträchtigen Ort vermitteln.

Das zentrale Gebäude der Klosteranlage und des geistlichen Lebens, die Klosterkirche St. Marien, wurde in den Jahren 1685-1693 im Stil der italienischen Spätrenaissance unter der Aussicht des italienischen Baumeisters Giuseppe Crotogino errichtet, für ihre Fertigstellung und die zu deckenden Dächer war später Ludwig Schedler verantwortlich.

Der Bau war nicht nur Kirche der hier lebenden Nonnen, sondern gleichzeitig Pfarrkirche für die zu einem Pfarrbezirk gehörenden Orte Haus Escherde, Eddinghausen und Betheln, außerdem der Katholiken, die in Eddinghausen und Barfelde lebten. Sie wurden nach ihrem Tod auf dem Friedhof auf der Nordseite der Kirche begraben.

Die Klosterkirche ist ein langgestreckter Bau mit sechsachsigem Schiff, die nördliche Längsseite ist wegen des abschüssigen Geländes um ein Geschoss niedriger als die Südseite. Die Fenster des Kirchenschiffes sind doppelgeschossig angeordnet, oben halbkreisförmig und unten rundbogig und heute zum Teil zugemauert. Über dem verzierten Hauptportal auf der Westseite der Kirche ist das Wappen des Klosters und die Jahreszahl 1693 zu erkennen, dem Jahr der Fertigstellung der Kirche. Vor dem leicht eingezogenen und etwas erhöht liegendem Ostchor steht ein siebengeschossiger quadratischer Turm mit einem achteckigen Turmhelm, dessen offene Laterne eine Kuppelhaube trägt. Die Fenster des obersten Turngeschosses sind rundbogig, alle anderen rechteckig. Das Satteldach der Kirche trägt Gauben, und hinter dem Westgiebel erhebt sich ein achteckiger Dachreiter mit Spitze.

Nach dem Verkauf des Klosters an das Königshaus von Hannover wurde die Kirche profaniert und für wirtschaftliche Zwecke freigegeben. Sie wird seitdem als Kornboden und Scheune genutzt. (Das folgende Foto wurde Band 31 (Kreis Alfeld II, S. 44) der Reihe "Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens" entnommen.)

Das umfangreiche Kircheninventar, zu dem auch drei Altäre zählten, wurde an verschiedene Kirchen der Umgebung verteilt. Wer sich einen kleinen Einblick von der Innenausstattung der Klosterkirche Haus Escherde verschaffen möchte, sollte diese Kirchen besuchen.

Er wird in der Gronauer St. Josefs-Kirche vier Holzstatuetten, eine Christusfigur am Kreuz, einen vergoldeten Adler, mehrere Leinwandgemälde, eine Chorbank sowie Kirchen- und Kniebänke finden. Die katholische St.-Martinus-Kirche in Emmerke erhielt 1850 zu einem Hochaltar gehörende Barocksäulen, ein Altarbild mit Abendmahlsszene aus dem 17. Jh. sowie zwei Reliefs von etwa 1710 mit Figuren des Hl. Georg und Hl. Blasius.

Die katholische Marienkirche von Mehle (Elze) besitzt einen Seitenaltar (1710), die Kanzel (1710), eine Madonnenfigur (1460), ein Madonnenrelief und ein Kanzelkruzifix (Anf. d. 18. Jh.) sowie mehrere Gemälde. Die Matthäuskirche in Algermissen erhielt Kirchenbänke und Leuchter, Rauchfass, Monstranz und eine Lampe aus Silber.

Der kostbare Hochaltar aus Marmor und Alabaster aber kam in die Cäcilienkirche nach Harsum, wo er bei einem verheerenden Brand 1883 leider zerstört wurde.

Neben der profanierten Kirche liegen innerhalb des von der Klostermauer umgebenen Geländes noch Teile des ehemaligen Nonnenklosters und die Propstei, nördlich und südlich davon jeweils ein Wirtschaftshof. Den südlichen Wirtschaftshof umgeben ein Schafstall von 1681, das Brauhaus und ein Kornspeicher aus der Zeit um 1735. Der nördliche Wirtschaftshof entstand ab 1720. Der hier stehende Taubenturm wurde 1718 gebaut und zeitweise auch als Leichenhalle genutzt.

Die Zufahrten von Süden und Norden zu den Wirtschaftshöfen erfolgte jeweils durch heute nicht mehr existierende Torhäuser.

Klosterkrug

Zu finden: An der Klostermauer 3

Zu den außerhalb des Klostergeländes entstandenen Gebäuden gehört der alte Klosterkrug, das Gästehaus des Klosters in Haus Escherde. Dieses im Barockstil gebaute Gebäude trägt über der Tür das Wappen von Haus Escherde mit der Jahreszahl 1716, dem Jahr seiner Fertigstellung.

Nach der Neuordnung der Forstverwaltung durch die hannoversche Regierung im Jahre 1850 wurde auch Haus Escherde Sitz einer Forstinspektion. Während der erste Förster noch auf dem Gutsgelände der Domäne wohnte, hatten seine Nachfolger ihren Amtssitz im alten Klosterkrug. Bis zum Jahr 1934 stand dem ortsansässigen Förster außerdem das Recht zu, hier eine Obstweinschänke zu betreiben.

Heute ist der alte Klosterkrug ein privates Wohnhaus. Es wurde von seinen Besitzern restauriert, der alte Garten des Klosterkruges zu einem Kleinod mit zahlreichen Rosensorten umgestaltet.

Die Tradition eines Ausschankes wird im heutigen Klosterstübchen wenige Häuser entfernt weitergeführt.

Katholische und evangelische Schule

Zu finden: An der Klostermauer 1 und 7

Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, der auch über das Herzogtum Calenberg regierte, begann 1569 mit der Beschulung der Dörfer und der Gründung von Volksschulen. Für Haus Escherdes Nachbarorte Betheln und Barfelde ist für die Folgejahre die Gründung von Knabenschulen belegt, doch von Haus Escherde selbst ist in dieser Hinsicht nichts bekannt. Möglicherweise besuchten die Kinder die evangelische Volksschule in Betheln.

Sicher belegt ist allerdings eine katholische Schule in Haus Escherde, die vermutlich im Rahmen der Neubauarbeiten des Klosters entstand. Diese Schule war außerdem zuständig für den Unterricht der katholischen Kinder von Eddinghausen, Barfelde und Betheln. Anders als bei ihren Kollegen in den Nachbarorten gehörte zu den Aufgaben der dort tätigen Lehrer nicht das Küsteramt, wohl aber das Amt des Organisten. Die zwischen 1708 und 1802 in Haus Escherde nachgewiesenen Lehrer blieben alle bis zu ihrem Tode im Ort und wurden auf dem Friedhof vor der Kirche bestattet.

Nach Darstellung Klaus Deppings handelte es sich bei der Klosterschule um eine recht fortschrittliche Einrichtung. In dieser katholischen Schule wurde von Montag bis Freitag unterrichtet, pro Tag sechs Stunden. Der Samstag galt als „spielfrei“. Zunächst war diese Schule eine Freiwilligkeitsschule. Erst 1736 wurde auch für die katholischen Kinder die Schulpflicht eingeführt. Das Kloster sorgte sehr für die Schule, die Lehrer und die Schüler. Es kümmerte sich um die Bau-Erhaltung und die Besoldung der Lehrer. Jeden Mittag wurden die Kinder im Kloster gespeist. Kleidung und die notwendigen Lehrmittel wurden jährlich an die Kinder verschenkt.

Als das Kloster 1810 aufgelöst wurde, blieb die Schule im Kloster vom Verkauf ausgenommen, um den 37 katholischen Kindern von Haus Escherde und aus den Nachbarorten den Weg zur katholischen Schule in Gronau nicht zuzumuten. Die Bau-Unterhaltung kam in die Hände der Domänenkammer, der Schulbetrieb aber dem Generalvikariat in Hildesheim unterstellt. Der seit 1802 tätige Lehrer blieb weiterhin am Ort. Er bezog ein festes Gehalt, bewohnte eine Wohnung im Torhaus des Klosters, durfte den Garten nutzen und hatte Anspruch auf Naturalien aus dem Klostergut. Die Schule wurde vom neuen Eigentümer der Klosteranlage, dem Grafen von Merfeldt, weiterhin in allen Belangen unterstützt.

Ein neues Schulgebäude für die katholischen Kinder des Pfarr- und Schulbezirkes Haus Escherde/Eddinghausen/Betheln/Barfelde wurde 1907 am Ortseingang fertiggestellt. In diesem kleinen Schulhaus „An der Klostermauer 1“ wurden zeitweise nur 10 Kinder unterrichtet, die Schule 1925 endgültig geschlossen. Heute ist sie ein privat genutztes Wohnhaus.

Die evangelischen Schulkinder von Haus Escherde kamen erst 1893 in den Genuss eines kurzen Schulweges. Bis dahin hatten sie die Schule in Betheln besuchen müssen, nun gab es in unmittelbarer Nähe der katholischen Volksschule eine zweite Schule „An der Klostermauer 7“. Auch hier wird schon seit 1963 nicht mehr unterrichtet und das Gebäude ebenfalls als Wohnhaus genutzt.

Spuren von historischen Produktionsstätten

Klostergut

Schon seit Jahrhunderten wird das Klostergut in Haus Escherde landwirtschaftlich genutzt. Hier kann man mehr über die Geschichte von Kloster und Gut erfahren.

Rothe Mühle

Zu finden: Gronauer Str., zwischen Haus Escherde und Eddinghausen

Zum Kloster Escherde gehörten drei Mühlen.

Die Obermühle – die „Knochenmühle“ – wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut und lag am sogenannten Jungfern-Teich. Von dieser ist bis heute das schöne Fachwerk-Mühlengebäude Am Mühlenteich 6 erhalten.

Die Mittelmühle bzw. Jungmühle unterhalb des zweiten Mühlteiches wurde 1676 errichtet. Von diesem Komplex steht heute nur noch eine Scheune.

Die Untermühle entstand erst 1726 am Nonnenbach zwischen Haus Escherde und Eddinghausen und ist, etwas unterhalb der Straße gelegen, nicht zu übersehen. Sie wurde in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde in den vergangenen Jahren von den Bewohnern grundlegend restauriert und gehört zu den Schmuckstücken von Haus Escherde.

Als letzte der drei Mühlen des ehemaligen Klosters Escherde wurde sie im Jahr 1960 außer Betrieb genommen. Wer mehr über diese Mühle erfahren und historische und aktuelle Fotografien betrachten möchte, der wird hier fündig.

Warum diese Mühle aber – wie auch andere Mühlen in Deutschland – Rothe Mühle genannt wird, ist nicht eindeutig belegt. Möglicherweise ist dieser Name durch den Umstand zu erklären, dass der Müller häufig ein verhältnismäßig wohlhabender Mann war, der sich ein Haus mit einem festen roten (Ziegel-)Dach leisten konnte.